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Artikel 08. Juni 22 7 Min. Lesedauer

Wie Marken bei der Pride-Party mitmischen können (ohne die Feierlaune zu verderben)

Anfang Juni beginnt der Pride-Month. Und er kann zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie 2020 wieder gebührend gefeiert werden.

Artikel von
Team Tagger

Pride-Paraden, Umzüge, Protestmärsche und Partys ... All das kann endlich wieder stattfinden.

Neben der persönlichen Teilnahme an diesen Events gibt es auch online zahlreiche Möglichkeiten, eure Unterstützung zu zeigen. In diesem Artikel erfahrt ihr, wie Marken auf ethische Weise bei der Pride-Party mitmischen können, ohne die Feierlaune zu verderben.

Was sind eure Beweggründe?

Wollt ihr den großen Tag von jemand anderem feiern oder ihm die Show stehlen und euch selbst in den Mittelpunkt stellen? Der Pride-Month ist die perfekte Gelegenheit, um mit eurer Plattform etwas Positives zu bewirken und Minderheiten eine Stimme zu geben. Die Steigerung des ROI sollte dabei nicht im Vordergrund stehen.

Mehr als nur Regenbogenfarben

Besteht eure „Aktivierung“* darin, euer Logo in den Farben der Regenbogenflagge zu färben, oder macht ihr auch etwas Kreatives, Positives und Nützliches? Denn wir haben Rainbow-Washing satt. T-Shirts mit Regenbogen-Logo gibt es schließlich schon genug. Sucht stattdessen nach Möglichkeiten, wie eure Marke aktiv zu Verbesserungen beitragen und wichtige Diskussionen anstoßen kann.

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Vergesst nicht, dass der Pride-Month für Mitglieder der LGBTQ+-Community mehr als nur eine „Marketingchance“ ist – sondern ein persönlicher, emotionaler und historischer Teil ihrer Community, Kultur und Identität. Was uns zum nächsten Punkt führt ...

Seid sensibel

Werbetexter:innen werden oft dazu verleitet, ihre Materialien „aufpeppen“ zu wollen. Marken verwenden immer häufiger Schlagworte wie „yaaas queen“ oder „slay“. Wenn sie jedoch nicht zur Tone of Voice und Identität eurer Marke passen, sind sie bestenfalls nicht authentisch und schlimmstenfalls beleidigende Stereotypisierungen. Diesen Fehler könnt ihr vermeiden, wenn ihr Folgendes beachtet:

„Nichts für uns ohne uns“

Sind Mitglieder der LGBTQ+-Community an der Entstehung eurer Kampagne beteiligt? Nein? Dann holt sie mit ins Boot! Denn queere Creator:innen kennen ihre Audience und Kultur ganz genau. Sie wissen, was gut ankommt und was nicht. Macht euch ihre Kreativität und ihr Talent zunutze, bindet sie aktiv in den Prozess ein und schafft ein kollaboratives Umfeld für ein authentischeres Ergebnis. Das heißt, ihr solltet ...

Auf Vielfalt und Inklusion achten

Welche Personen möchtet ihr ansprechen? Findet queere Menschen, die wie sie aussehen. Vergesst dabei nicht, dass es eine sehr vielfältige Community ist, deren Mitglieder unterschiedlicher ethnischer Herkunft und religiöser Zugehörigkeit sind und einen ganz individuellem Geschlechtsausdruck haben.

Nutzt nicht die offensichtlichen, bekannten Gesichter (Minderheiten durchschauen diesen Trick sofort), sondern nehmt die Herausforderung an und schaut über den Tellerrand hinaus. Und da wir gerade beim Thema „bekannte Gesichter“ sind: Wenn ihr eine Pride-Kollektion herausbringt (und einige davon sind zugegebenermaßen echt cool) ...

Wählt das Gesicht eurer Kampagne sorgfältig aus

Beim Pride-Month geht es nicht primär darum, dass Heteros die LGBTQ+-Community akzeptieren. Sondern darum, dass sich queere Menschen selbst akzeptieren und lieben. Macht nicht denselben Fehler wie eine Modemarke letztes Jahr. Sie brachte eine Pride-Kollektion heraus mit heterosexuellen Influencer:innen, die leere Sprüche wie „Love is Love“ posteten.

Straight Allies sind zwar toll, aber nur, wenn sie sich diesen Status durch ihre bisherige Arbeit und wertvolle Unterstützung auch verdient haben und nicht nur auf schnelles Geld aus sind. Und wenn ihr schon an der Party teilnehmen möchtet ...

Wählt eure Straight Allies sorgfältig aus

Beim Pride-Month geht es nicht primär darum, dass Heteros die LGBTQ+-Community akzeptieren. Sondern darum, dass sich queere Menschen selbst akzeptieren und lieben. Macht nicht denselben Fehler wie eine Modemarke letztes Jahr. Sie brachte eine Pride-Kollektion heraus mit heterosexuellen Influencer:innen, die leere Sprüche wie „Love is Love“ posteten.

Straight Allies sind zwar toll, aber nur, wenn sie sich diesen Status durch ihre bisherige Arbeit und wertvolle Unterstützung auch verdient haben und nicht nur auf schnelles Geld aus sind. Und wenn ihr schon an der Party teilnehmen möchtet ...

Zahlt Eintritt

Das ist der einfachste Punkt: Marken erhalten nur Zutritt zur Pride-Party, wenn sie auch Eintritt bezahlen. Und zwar in Form von Spenden für wohltätige Zwecke.

Queere Wohltätigkeitsorganisationen brauchen dringend Geld. Wenn wir sehen, dass ihr euer Herz am rechten Fleck habt (d. h. wenn ihr einen Großteil der Werbeeinnahmen für einen guten Zweck spendet), dann verzeihen wir euch notfalls auch einen etwas ungeschickten Slogan. Aber es reicht nicht, einfach nur „10 % des Umsatzes“ zu spenden.

Eigentlich sollte man es nicht extra erwähnen müssen, aber wir tun es trotzdem – bezahlt eure queeren Creator:innen! Kurz vor dem Pride-Month können sich viele Influencer:innen der LGBTQ+-Community kaum retten vor Kooperationsanfragen. Es ist nicht fair, diese Creator:innen zu bitten, eure Marke oder euer Produkt kostenlos zu bewerben. Denn gerade Mitglieder der LGBTQ+-Community haben oft mit größeren finanziellen Hürden und Problemen zu kämpfen. Legt also genug Geld beiseite, um eure queeren Content-Creator:innen angemessen zu bezahlen. Oder wie wäre es mit ...

Einem Graswurzel-Ansatz

Eine Alternative zu einer Spende für wohltätige Zwecke ist die Finanzierung einer Graswurzelinitiative (die nicht unbedingt eine Wohltätigkeitsorganisation sein muss). Sie wird sich sicher über eure Unterstützung freuen. Landesweit gibt es zahlreiche Sportvereine, Essensdienste, Gesangs- und Tanzgruppen, Lesezirkel, aber auch unabhängige Medienseiten und Podcasts für Mitglieder der LGBTQ+-Community. Diese Initiativen gibt es, weil ...

Jeder Monat Pride-Monat ist

Offiziell ist zwar der Juni Pride-Monat, und viele Städte haben sogar einen Pride-Tag, doch wir finden, dass man die LGBTQ+-Community jeden Tag feiern sein sollte. Wir unterstützen sie deshalb das ganze Jahr über, und ihr solltet das auch tun. Hebt euch von der Masse ab und unterstützt queere Anliegen und Creator:innen auch dann, wenn nicht gerade Juni ist. (Eure Kampagnen werden auch mehr Gehör finden, da die Konkurrenz dann nicht so groß ist.) Ihr solltet euch auch gut überlegen, auf welcher Party ihr feiert ...

Denn es gibt mehr als nur „eine“ Pride

Genauso vielfältig wie die LGBTQ+-Community sind auch die Pride-Parades. Natürlich sind manche von ihnen größer oder älter als andere, aber die LGBTQ+-Community ist facettenreich, vielfältig, divers und riesengroß. Überlegt euch deshalb, die jüngeren, regionaleren oder spezielleren Pride-Parades wie die Black Pride, Trans Pride oder Muslim Pride zu unterstützen. Unsere Einzigartigkeit das ganze Jahr über zu feiern ist ein klares Bekenntnis zu ...

Authentizität

Und genau darauf kommt es an. Authentisch zu sein. Eine externe Kampagne klingt zwar erst einmal toll. Doch zuerst solltet ihr sichergehen, dass eure internen Strukturen und D&I-Richtlinien (und die eurer Lieferanten) die LGBTQ+-Community unterstützen.

Vergesst die LGBTQ+-Community diesen Sommer nicht

In der heutigen Zeit haben queere Menschen zunehmend mit Diskriminierung zu kämpfen. So hob die US-Regierung zahlreiche Trans*-Rechte auf und homophobe Hassverbrechen steigen in alarmierenden Zahlen. Und genau deshalb müssen wir die Rechte queerer Menschen Jahr für Jahr unterstützen.

Unterstützt die LGBTQ+-Community und seid stolz

Alexis Caught ist ein queerer Autor, Podcaster, Rugbyspieler und der erste Influencer, der ein „royal Takeover“ des Kensington Palace auf Instagram machen durfte, um die Mental Health Awareness Week 2020 zu starten.

Dieser Artikel wurde ursprünglich im Mai 2020 auf dem Blog von Tagger veröffentlicht. Tagger Media leistete im Gegenzug eine Spende an The AKT. Über eine Spende von euch würde sich die Organisation ebenfalls freuen.